Impulse zum Wandel des Kirchorts St. Kilian
Platz für Familien oder einen Schutzraum für Frauen schaffen, einen Musikcampus einrichten oder besser doch ein Handwerksquartier? In was kann man eine Kirche und ein Gemeindezentrum umnutzen, wenn die Zahl der Gottesdienstbesucher rückläufig und die Erhaltung der Gebäude nicht mehr zu finanzieren ist? Vor dieser Frage steht derzeit die katholische Pfarrei St. Peter und Paul Wiesbaden, die für ihre Gemeinde St. Kilian in der Waldstraße eine neue Nutzung prüft. Um den Blick für das, was möglich ist, zu weiten, initiierte die Abteilung Kirchliche Immobilien Strategie des Bistum Limburg (KIS) zusammen mit Pfarrer Knud Schmitt, dem Verwaltungsrat und dem Ortsausschuss einen Ideen-Wettbewerb, dem sich ein Abschlussjahrgang an der Hochschule RheinMain unter dem Titel „Quo Vadis St. Kilian?“ stellte.
Zwölf Absolventinnen und Absolventen des Masterstudiengangs Baukultur und Bauen mit Bestand entwickelten unter Leitung von Professor Günter Weber Ideen für eine neue Verwendung der denkmalgeschützten Kirche St. Kilian mit ihren Anbauten. Am überzeugendsten fand die Jury das Konzept „Sicherer Hafen“ von Melissa Rooney, die St. Kilian in ein Frauenhaus und Familienzentrum umwandeln würde. Auf dem zweiten Platz landete der Entwurf „Klänge des Wandels“ von Leoni Rettig, die einen Musikcampus mit Musikschule in St. Kilian unterbringen würde. Ein Handwerksquartier mit einem Campus für Kunsthandwerk und Begegnung könnte sich Absolventin Franziska Grau vorstellen und erlangte damit den dritten Platz. Bei allen drei Entwürfen, die in St. Kilian präsentiert wurden, würdigte die Jury die individuell gelungene Umnutzung des Sakralraums unter Wahrung des großzügigen Raumgefühls sowie die attraktive Campus-Gestaltung der gesamten Fläche.
Perspektiven aufzeigen
„Das sind echt coole Ideen“, zeigte sich Jurymitglied und Ortsausschussvorsitzende Christiane Wellié-Reeve von den Masterarbeiten beeindruckt. Weitere Jury-Mitglieder waren Pfarrer Knud Schmitt und Verena Schäfer, Projektleiterin der Kirchlichen Immobilien Strategie (KIS) im Bistum Limburg. Pfarrer Schmitt dankte den Absolventinnen und Absolventen für deren Ideen und Anregungen. Leider sei es notwendig über eine Umnutzung der Kirche nachzudenken, doch gehe es nun darum Perspektiven und Möglichkeiten für den Kirchort aufzuzeigen. Man wolle die Gemeinde mitnehmen und die Entwürfe setzten dabei wichtige Impulse. Eine positive Resonanz war bei den anwesenden Gemeindemitgliedern deutlich zu spüren.
Kleinen Sakralraum einplanen
Eine Anregung war einen kleinen Sakralraum in die Planung zu integrieren, so KIS-Projektentwickler Marco Capisciolti. Unabhängig von der Prämierung enthalte jeder einzelne Entwurf kreative Ideen, die man bei der Erarbeitung der künftigen Nutzungskonzeption sehr gut aufgreifen könne. Entscheidend sei zudem, dass für die in St. Kilian beheimatete Kroatische Katholische Gemeinde ein attraktiver Kirchort in Wiesbaden gefunden werde, bevor über die künftige Verwendung von St. Kilian entschieden werde.
Einen ähnlichen Wettbewerb hatte im vergangenen Jahr die Katholische Gemeinde St. Martinus Hattersheim initiiert und dabei ebenfalls gute Erfahrungen gesammelt. Daraus habe sich - so Capisciolti - ein städtebaulicher Wettbewerb entwickelt, der in Begleitung der Projektgruppe Kirchliche Immobilien Strategie gerade im Gange sei.
Kirchliche Immobilien Strategie (KIS)
Damit Pfarreien im Bistum Limburg auch künftig ausreichend Mittel haben, um eine menschennahe Pastoral vor Ort gestalten zu können, gibt es das Projekt Kirchliche Immobilien Strategie (KIS). Auf diesem Weg will das Bistum Pfarreien bei der Neuausrichtung ihres Gebäudebestands unterstützen. Ob sie mitmachen und welche Phasen sie durchlaufen möchten, entscheiden sie grundsätzlich selbst.