Sehen, verstehen und schützen – sexueller Missbrauch verändert Kirche vor Ort


Damit Pfarreien und alle Lebensbereiche immer mehr zu sicheren Orten für alle werden und auch bleiben, laden die Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau, die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Limburg (UKO) und die Fachstelle gegen Gewalt des Bistums Limburg am Dienstag, 8. April 2025 von 18 bis 20 Uhr im Pfarrzentrum Heilig Kreuz Rheingau, Zollstraße 8 in Geisenheim, ein, ins Gespräch zu kommen über die Auswirkungen und Konsequenzen von sexuellem Missbrauch in der Kirche. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Sehen und Verstehen
Sexueller Missbrauch in der Kirche und der Umgang mit den Betroffenen hat nicht nur individuelles Leid verursacht, sondern auch zu einer großen Verunsicherung in den Pfarreien und kirchlichen Institutionen geführt. Auch in den Gemeinden im Rheingau hat Missbrauch stattgefunden und viele fragen sich „Wie konnte das geschehen?“ und „Was tun wir, dass so etwas nicht wieder passiert?“.
Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Abends, der von Dr. Christine Raupp moderiert wird. Sie ist Mitglied der UKO und verfügt über langjährige Erfahrungen in der Begleitung von betroffenen Menschen. Raupp mahnt: „Auch wenn sich bereits viel verändert hat, ist es doch wichtig, genau hinzuschauen, wieso sexueller Missbrauch überhaupt möglich war und wie sich die Taten auf das Leben betroffener Personen bis heute auswirken.“ Dazu berichtet ein Betroffener von dem Leid, der Scham und den Herausforderungen auf seinem Weg der Verarbeitung der widerfahrenen sexuellen Gewalt. Dieser Weg ging über viele Jahre und ist bis heute nicht abgeschlossen!
Als weitere Expertin konnte Prof. Dr. Milena Noll gewonnen werden. Sie ist Professorin für Kinderschutz in der Sozialen Arbeit – mit Schwerpunkt auf Prävention, Intervention und Hilfen im Kontext von Gewalt – an der Frankfurt University of Applied Sciences und Mitglied der UKO. In ihrem Beitrag beleuchtet sie nicht nur die psychologischen Hintergründe von Traumafolgen und -verarbeitung, sondern auch die Strategien der Täter*innen, die sexuellen Missbrauch begünstigen. Zudem geht sie der Frage nach, warum viele Betroffene erst im Erwachsenenalter über ihre Erfahrungen sprechen, und betont die Notwendigkeit, niedrigschwellige, aus der Perspektive von Kindern gedachte Beschwerde- und Hilfestrukturen weiter auszubauen. Ergänzt wird die Expertise des Abends durch den Sozialpädagogen und Familientherapeuten Gregor Noll, Mitglied der UKO und des gemeinsamen Betroffenenbeirats der Bistümer Fulda und Limburg sowie durch die beiden Leitungen der Fachstelle gegen Gewalt des Bistums, Silke Arnold, Präventionsbeauftragte und Sandra Gudehus, Interventionsbeauftragte.
Schützen
Die Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau hat in den letzten Jahren vielfältige Präventionsmaßnahmen eingeführt, um Kinder, Jugendliche sowie schutz- und hilfebedürftige Erwachsene vor sexueller Gewalt zu schützen und betroffene Personen zu unterstützen. Pfarrer Marcus Fischer berichtet von den unterschiedlichen Bereichen und Abläufen, die dazu in den Blick genommen und neu gestaltet wurden.
Die Veranstaltung will aufzeigen, welche Auswirkungen sexuelle Gewalt auf die Betroffenen und auf die Kirchengemeinden hat, die Tatort wurden, aber auch, welche positiven Entwicklungen es im Bistum Limburg und speziell in der Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau gibt. Dazu sind aus der Fachstelle gegen Gewalt auch die Referentin für betroffenensensible Kommunikation, Dagmar Gerhards und die Referentin der Fachstelle, Frederike Petronio anwesend.
Die Veranstalter möchten all jene stärken, die sich für Schutz und Aufarbeitung einsetzen, und deutlich machen: Aufarbeitung und Prävention gehören zusammen und müssen dauerhaft gewährleistet sein. Sie laden alle Interessierten ein, sich an diesem Abend zu informieren, mitzudiskutieren und gemeinsam an einer sicheren Zukunft zu arbeiten.